Weil Sie und Ich vermutlich nicht immer Zeit und Muße haben Eisenbahnstrecken zu planen, lassen wir das andere für uns machen, die wir dafür bezahlen: Abgeordnete nämlich. Sie, ich und viele andere haben zuletzt im Jahr 2017 einen Bundestag gewählt. Ob sie das bei Ihrer Stimmabgabe gewollt haben, oder nicht: In diesem Bundestag haben sich CDU/CSU und SPD zu einer Großen Koalition zusammengeschlossen und bilden deshalb die von Ihnen, mir und vielen anderen gewählte Bundesregierung. Auch wenn Sie zu den 23,8 Prozent gehören, die 2017 nicht gewählt haben, dürfen Sie gerne weiterlesen, wenn Sie möchten. Da bin ich nicht so.
Ein Teil dieser Bundesregierung ist das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Dieses Ministerium ist offiziell eine oberste Bundesbehörde. Das sind, wenn sie so wollen, die Chefs, die für den Bau von neuen Bahnstrecken verantwortlich sind.
Der oberste Boss des Ministeriums ist der Minister; das ist seit 2018 der CSU-Politiker Andreas Scheuer aus Passau. Für uns und diese Geschichte sind aber andere Mitarbeiter dieses Ministeriums wichtig. Zwei Abgeordnete des Bundestages sind als parlamentarische Staatssekretäre in diesem Ministerium aktiv: Das sind die beiden CDU-Abgeordneten Enak Ferlemann, der das seit 2009 macht, und Steffen Bilges, der seit 2018 Staatssekretär ist. Ferlemann ist aus Cuxhaven, also ein Niedersachse, Bilges kommt aus Baden-Württemberg. Wenn Sie so wollen, dann ist Ferlemann der Eisenbahnmann im Ministerium. Der Mann wird in dieser Geschichte häufiger auftauchen. Wann immer in diesem Text das Wort Staatssekretär zu lesen ist, dann ist damit Ferlemann gemeint.
Mehr zu Enak Ferlemann lesen sie auf diesen Seiten: → Wikipedia | → Bundestag
Ferlemann ist zwar Niedersachse, das bedeutet mithin aber nicht, dass er zum Beispiel wissen muss, wo Hobbensen, Röhrkasten oder Schoholtensen liegen, oder wer gerade Ortsbürgermeister von Beckedorf ist. Sie müssten vermutlich auch ein bis zwei Sekunden nachdenken, wo sie denn wohl Bülkau, Ilienworth oder Nordleda auf einer Landkarte verorten sollten.*
Deshalb gibt es – näher mein Wähler, zu Dir – die so genannten heimischen Abgeordneten; das sind die Männer und Frauen, die den Wahlkreis in Berlin vertreten. Der Wahlkreis, mit dem wir es hier zu tun haben, ist der Wahlkreis 040 – Nienburg II | Schaumburg. Drei Abgeordnete aus diesem Wahlkreis sind derzeit im Bundestag, keine(r) ist aus Schaumburg. Das sind:
Maik Beermann (CDU) aus Steimbke – im Bundestag seit 2013.
Mehr → Bundestag
Katja Keul (Bündnis 90/Die Grünen) aus Marklohe – im Bundestag seit 2009. Mehr → Bundestag
Marja-Liisa Völlers (SPD) aus Münchehagen – im Bundestag seit 2017.
Mehr → Bundestag
Das wäre also erst einmal eine wesentliche politische Seite in dieser Geschichte, kommen wir damit zu der Deutschen Bahn AG. Diese Aktiengesellschaft gehört uns allen – auch wenn es in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer mal wieder Vorschläge und Ideen gab, die Bahn zu privatisieren; das heißt Anteile an Privatpersonen und Unternehmen oder Aktionäre zu verkaufen. Die Deutsche Bahn AG gehört zu 100 Prozent der Bundesrepublik Deutschland.
Wir merken uns an dieser Stelle bitte: Die Deutsche Bahn AG ist ein Eisenbahnunternehmen, das zu 100 Prozent der Bundesrepublik Deutschland gehört – also Ihnen genauso wie mir und allen anderen. Das bedeutet auch, dass Sie und Ich auch den Bau der Eisenbahnstrecke bezahlen.
Mehr über die Deutsche Bahn: → Wikipedia
Die Deutsche Bahn AG ist ein Konzern. In Deutschland hat die Deutsche Bahn AG rund 200.000 Angestellte; die Bahn AG macht einen Jahresumsatz von rund 40 Milliarden Euro. Das ist ungefähr so viel wie Aldi-Süd, Edeka oder ThyssenKrupp. Die Deutsche Bahn AG besteht aus etwa 600 miteinander verbundenen Unternehmen. Eines davon müssen wir uns für unsere Geschichte etwas näher anschauen und merken: Die DB Netz AG.
Die DB Netz AG ist das Unternehmen, dass unter anderem die Schienenstrecken betreibt. Im Amtsdeutsch ist die DB Netz AG ein Eisenbahninfrastrukturunternehmen. Wussten Sie vielleicht nicht, aber auch die DB Netz AG gehört Ihnen; sie ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG. Auch die DB Netz AG ist ein vergleichsweise großes Unternehmen. Es hat rund 45.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz in Höhe von etwa 5,6 Milliarden Euro. Auch das ist viel.
Mehr zur DB Netz AG: → Wikipedia | → Webseite
Nun gibt es auch bei der Deutschen Bahn AG einen, der sozusagen den Hut aufhat für alle Themen rund um Infrastruktur; also auch für den Bau von Eisenbahnstrecken. Der hat bei der Bahn die Jobbezeichnung Vorstand. Wenn Sie sich schon länger mit Bundespolitik befassen oder in den vergangenen 30 Jahre ab und zu mal Tagesschau gesehen oder den überregionalen Teil einer Tageszeitung gelesen haben, dann wird ihnen der Name dieses Vorstands vermutlich schon untergekommen sein. Vorstand für Infrastruktur ist der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete und Bundesminister Roland Pofalla aus Kleve in Nordrhein-Westfalen. Pofalla hat eine – im weitesten Sinne – interessante Partei- und bundespolitische Karriere hinter sich. Auch diesen Namen müssen wir uns merken, weil er in unserer Geschichte hier und dort auftauchen wird. Da kommen wir nicht drum rum, wie der Schaumburger sagen würde.
Mehr über Roland Pofalla lesen Sie hier: → Wikipedia
Fassen wir dieses Kapitel in Schlagzeilen zusammen:
– Die Deutsche Bahn AG und die DB Netz AG gehören Ihnen und mir
– Über den Bau einer Bahnstrecke entscheiden von Ihnen und mir gewählte Abgeordnete
– Eine wichtige Rolle spielen der CDU-Politiker Ferlemann und der Bahn-Vorstand Pofalla.
– Im aktuellen Bundestag gibt es keinen Abgeordneten, der aus dem Landkreis Schaumburg stammt.
*Bülkau, Ilienworth und Nordleda sind Gemeinden im Landkreis Cuxhaven.