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Nur kurz, Ihr Hygiene-Konzeptler

Moin,
was mir ja ganz gepflegt auf die Nerven geht, ist das Wort Hygiene-Konzept. Würde es Konzepte geben, dann wäre das Virus eingedämmt, weder lebensbedrohlich noch lebensgefährlich und würde vermutlich auch keine Langzeitschäden veröffentlichen oder dazu führen, dass Menschen in Pflege- und Altenheimen allein gelassen werden müssen. Was ausgewiesene Hygiene-Konzeptler wie beispielsweise das berühmte Virologen-Duo Rummenigge und Watzke gerne vergessen: Was heute tagesaktuell an Zahlen auf den Tisch kommt, ist das Ergebnis, das vor sieben bis 14 Tagen gültig war. Es bildet also nicht die tatsächliche Situation an diesem Tag ab, sondern die von vor einer bis zwei Wochen.

Geschnacke in der Lieblings-Serie

Montag, 14. September 2020: Gucke gerade mal wieder meine Lieblingsserie – House of Commons. Läuft auf parliamentlive.tv. Da gibt es seit einigen Monaten neue Mitspieler, aber der plot ist immer noch der, der er seit vier Jahren ist. Ein paar Leute treffen sich in einem großen Saal in London – in der Mehrzahl Männer zwischen 55 und 80 – und versuchen rauszufinden, ob sie an irgendwas keine Schuld haben, oder ob sie irgendjemandem die Schuld an irgendwas geben können. Sehr beliebt dabei sind „Brüssel“ und die „EU“, Emmanuel Macron und Angela Merkel, oder wahlweise auch alles, was not made in Great Britain ist.
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Wie viel ist viel?

In der siebten und achten Klasse habe ich (noch) keine Unterrichtsstunden schwänzen können und musste deshalb auf dem Ratsgymnasium auch am Mathematik-Unterricht teilnehmen. Das hat mich damals ungefähr so dolle interessiert wie heute – sagen wir mal – Countrymusik. Dennoch ist etwas von der Prozentrechnerei hängen geblieben, mit denen mich alte Männer in karierten und kreidebeschmierten Sakkos genervt haben. Ich versuche es mal. Wenn sich in Berlin an einem Sonnabendnachmittag etwa 40.000 Menschen versammeln, und Deutschland hat 83,5 Millionen Einwohner, dann entspricht das einem Prozentsatz von aufgerundet 0,05 Prozent (nullkommanullfünf).

0,05 Prozent der Menschen, die in Deutschland leben, versammeln sich in Corona-freien Zeiten an Sonnabendnachmittagen beispielsweise auch beim Fußballspiel Arminia Bielefeld gegen Mainz 05. Wenn ich diesen Prozentsatz auf eine Kleinstadt wie Stadthagen im Schaumburg-Lippischen mit seinen 20.000 Einwohnern übertrage, dann entspräche das in etwa zehn Menschen, die sich an einem Sonnabendmittag auf dem Marktplatz versammeln. Drei von ihnen schwenken eine Reichskriegsflagge; drei haben schon mal von Bill Gates gehört, drei freuen sich darauf, andere Hobbyversammler zu treffen, und einer ist der aus den USA angereiste Cousin eines Ratsherrn, dessen Vater einen kannte, der 1963 eine Rede von John F. Kennedy im Fernsehen gesehen hat.

Die Vermutung liegt sehr nahe, dass die Versammlung auf dem Marktplatz noch nicht einmal einer Lokalzeitung im journalistischen Sommerloch eine Zeile wert wäre. Vermutlich würde die Lokalzeitung aber berichten, wenn die Polizei diese Versammlung auflöst, weil die Teilnehmer sich nicht an Auflagen halten und Ordnungswidrigkeiten begehen. Eine gute Lokalzeitung würde sich im Anschluss auch der Frage widmen, wie denn wohl der Cousin aus Amerika überhaupt nach Deutschland beziehungsweise nach Europa hat einreisen können, und ob der deutsche Außenminister seinen Amtskollegen in Großbritannien mal mit der Frage behelligt, ob die Border-Control am Flughafen Heathrow noch alle Teetassen im Schrank hat.